Ladungssicherung leicht gemacht!
Nützliche Tipps und Tricks zur professionellen Ladungssicherung im Nutzfahrzeug.
„Wer vorschriftsmäßig arbeiten will, muss auch vorschriftsmäßig denken.“
Ladungssicherung – nicht zu vernachlässigen!
Gesetze und Vorschriften haben für viele Menschen oft einen negativen Beigeschmack. Doch beim Thema Ladungssicherung sind die gesetzlichen Bestimmungen nicht nur nice to have! Was oft als lästige Pflicht angesehen wird, kann schnell zur lebensrettenden Maßnahme im Straßenverkehr werden, denn nicht oder nur unzureichend gesicherte Ladung im Transporter stellt eine große Gefahr für Insassen und andere Verkehrsteilnehmer dar.
Aus diesem Grund ist Ladungssicherung für Handwerker ein wichtiges Thema, auf das nicht oft genug verwiesen werden kann!
Trotz der gesetzlichen Vorgaben lassen Untersuchungen erkennen, dass das Thema Ladungssicherung oftmals noch immer unterschätzt wird. Angaben des GDV (Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.) zufolge, der gemeinsam mit der Polizei seit Jahren Ladungssicherungskontrollen auf Autobahnen durchführt, ist in 70 Prozent der Fälle die Ladung nicht oder nicht ausreichend gesichert.
Doch warum ist das so?
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, denn:Wer nicht sichert, haftet!
„Schwere Ladung ist allein durch das eigene Gewicht ausreichend gesichert.“
Diese Annahme ist schlichtweg falsch! Der Gesetzgeber fordert, dass jede Ladung im Transporter grundsätzlich so gesichert sein muss, dass bei verkehrsüblichen Fahrzuständen (hierzu gehören auch Vollbremsung und Ausweichmanöver) kein Umfallen, Verrutschen oder Herabfallen möglich ist.
Welche verheerenden Folgen bereits kleinere ungesicherte Gegenstände im Fahrzeug verursachen können, soll dieses Beispiel verdeutlichen:
Ein 300 g schweres Mobiltelefon fliegt bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 50 km/h mit einer Wucht von über 29 kg durch das Innere des Fahrzeugs. Das Handy entwickelt also Kräfte, die dem knapp 100-fachen seines Eigengewichts entsprechen.
(Quelle: https://www.bussgeldkatalog.org/ladungssicherung/)
Warum sind trotz der hohen Unfallrisiken durch ungesicherte Ladung noch immer zahlreiche Transporter auf unseren Straßen unterwegs, für die Ladungssicherung ein Fremdwort zu sein scheint?
Hierfür lassen sich gleich mehrere Gründe ausmachen: Neben Unwissenheit über die gesetzlichen Vorgaben und physikalischen Bestimmungen zur ordnungsgemäßen Sicherung des Transportguts spielen wohl auch Zeit und Kosten, die für die Anschaffung entsprechender Ladungssicherungsmaßnahmen aufgewendet werden müssen, eine entscheidende Rolle.
Eine ganzheitliche Ladungssicherung gehört in aller Regel nicht zur Grundausstattung eines Transporters und muss selbständig vom Handwerker oder Fuhrparkmanager nachgerüstet werden. Die Nutzfahrzeughersteller bieten zwar Standardlösungen, diese sind allerdings nur bis zu einem gewissen Grad ausreichend. Für eine Vollbeladung, wie sie sich in den meisten Nutzfahrzeugen finden dürfte, braucht es eine umfassendere Sicherung und diese kostet Zeit und Geld in der Beschaffung.
Und dennoch: Gerade in puncto Ladungssicherung sollten weder Kosten noch Mühen gescheut werden!
Wer ist für die Sicherung der Ladung im Fahrzeug verantwortlich?
„Verantwortlich ist nur der Fahrer.“
Jain!
Wer in seinem Transporter Ladung transportiert, trägt auch die Verantwortung dafür, dass diese ordnungsgemäß gesichert ist.
Aber:
Der Gesetzgeber nimmt alle beteiligten Personen in die Pflicht, eine ausreichende und ordnungsgemäße Sicherung der Ladung im Transporter zu garantieren. So sind neben dem Fahrer auch der Verlader und der Fuhrparkmanager dafür verantwortlich, dass die zu transportierende Ware gegen Verrutschen, Umfallen, Hin- und Herrollen sowie Herabfallen gesichert ist.
Geregelt wird dies vorrangig in § 22 StVO Ladung (https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__22.html). Hier ein Auszug aus dem Gesetzestext:
„Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen […] können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten. […]“
Weiterhin regelt §22 StVO die zulässigen Abmaße und Ladungsüberstände von Fahrzeugen. Werden diese Vorschriften nicht eingehalten, müssen sich sowohl der Fahrer, als auch der Fahrzeughalter oder das Verladepersonal verantworten. Die Konsequenzen sind drastisch und können bei fahrlässiger Körperverletzung sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren (§ 229 StGB) nach sich ziehen. Auch §23 StVO „Sonstige Pflichten des Fahrzeugführers“ regelt explizit, dass der Fahrzeugführer dafür zu sorgen hat, „[…] dass das Fahrzeug […] sowie die Ladung […] vorschriftsmäßig sind und dass die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs durch die Ladung oder die Besetzung nicht leidet. […]“
Daraus ergeben sich grundlegende Pflichten für den Fahrer, Verlader, Fahrzeughalter und Fuhrparkmanager, welche wir in einer Checkliste für Sie zusammengefasst haben:
- einwandfreier Zustand aller Sicherungsmittel
- Fahrer ist geeignet und geschult
- Fahrzeug ist zum Transport der Ware geeignet:
- Beachtung des zulässigen Gesamtgewichts
- Fahrzeug wird beim Transport von Gasen ausreichend belüftet (Boden- und Dachlüfter)
- besenreine Ladefläche
- Zurrmöglichkeiten sind für die Sicherung der Ladung geeignet und weisen eine ausreichende Belastbarkeit auf
- Ladung ist gegen Rutschen und Kippen gesichert
- Beladung beeinträchtigt Fahrstabilität nicht (Schwerpunkte von Fahrzeug und Ladung sowie das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs werden beachtet)
- Sicherung der Ladung wird nach Vollbremsungen oder besonderen Belastungen überprüft
Um hier durch unsachgemäße und unzureichende Ladungssicherung also keine Rechtsverletzung zu begehen, sind Grundkenntnisse über physikalische Gegebenheiten zwingend erforderlich, denn: Durch Zuladung ändert sich nicht nur das Kippverhalten in Kurven, auch der Bremsweg wird dadurch wesentlich verlängert. Darüber hinaus muss die zulässige Gesamtmasse sowie die zulässige Achslast des Fahrzeuges beachtet werden.
Grundlagen zu physikalischen Kräften im Fahrbetrieb
Die Grafik zeigt, welche unterschiedlichen Kräfte während der Fahrt auf das Transportgut einwirken und durch entsprechende Ladungssicherung ausgeglichen werden müssen:
- FG = Gewichtskraft der Ladung (eine Ladung mit Masse m = 100 kg entspricht in etwa einer Gewichtskraft von FG = 100 daN)
- Beschleunigen = 0,5 x FG in Richtung hinten auf die Ladung
- Bremsen = 0,8 x FG in Richtung vorne auf die Ladung
- Kurven fahren = 0,5 x FG in die seitlichen Richtungen auf die Ladung
Berechnung der Sicherungskräfte (= FS: gegen diese Kraft muss die Ladung gesichert werden)
Trägheitskraft [daN] = FG x C
μ Reibkraft [daN] = FG x μ
Sicherungskraft FS [daN] = Trägheitskraft – Reibkraft
Die Sicherungskraft muss im Fahrbetrieb durch Ladungssicherungsmittel aufgenommen werden.
Beispiel: Eine Ladung mit 100 kg soll gesichert werden. Gemäß Tabelle wurde ermittelt: μ = 0,3. Die Sicherungskraft nach vorne soll berechnet werden, diese muss in Fahrtrichtung durch Ladungssicherungsmittel aufgenommen werden:
- Trägheitskraft = FG x c = 100 daN x 0,8 = 80 daN
- Reibkraft = FG x μ = 100 daN x 0,3 = 30 daN
FS = Trägheitskraft – Reibkraft = 80 daN – 30 daN = 50 daN
Wie macht man’s jetzt richtig?
Professionelle Ladungssicherung – so geht‘s
Für eine ausreichende und richtige Ladungssicherung im Nutzfahrzeug gilt es zwei Arten professioneller Ladungssicherung zu beachten:
Kraftschlüssige Ladungssicherung:
Die kraftschlüssige Ladungssicherung, auch als „Niederzurren“ bezeichnet, wird mit Zurrmitteln erreicht, welche die Ladung auf die Ladefläche pressen (z. B. mittels eines Gurtes mit Ratschen-Spannschloss) und somit die Reibung erhöhen. Dabei sollten mindestens zwei Spanngurte über das Ladegut gespannt werden.
Damit eine höhere Anpresskraft erreicht wird, muss der Zurrwinkel α möglichst 90° sein. Allerdings trägt bei dieser Art der Ladungssicherung die Anpresskraft nur zur Erhöhung der Reibekraft zwischen Ladung und Ladefläche bei. Es empfiehlt sich daher, eher auf die formschlüssige Ladungssicherung zurückzugreifen.
Formschlüssige Ladungssicherung: Formschluss ist besser als Kraftschluss!
Bei der formschlüssigen Ladungssicherung wird die Ladung möglichst lückenlos, sprich an der Stirn-, Rück- oder Seitenwand im Fahrzeug verladen. Ist dies nicht möglich, muss die Ladung durch Hilfsmittel oder Zurrmittel zusätzlich geblockt und damit gesichert werden.
Als Hilfsmittel können dabei Spannstangen, Sperrbalken oder Ladungssicherungsnetze dienen. Mit Zurrmitteln kann entweder über das beschriebene Niederzurren oder über formschlüssige Zurrmethoden, auch „Direktzurren“ genannt, die Ladung gesichert werden. Das Transportgut wird dabei direkt durch die Zurrmittel gehalten, nicht nur durch die Reibung. Darum ist das Direktzurren nach Möglichkeit dem Niederzurren vorzuziehen.
Ein formschlüssiges Direktzurren kann besonders einfach, schnell und zuverlässig mit einem geprüften Ladungssicherungsnetz realisiert werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, Ladung an Zurrschienen an der Seitenwand oder Trennwand formschlüssig zu sichern.
Eine sehr wirkungsvolle formschlüssige Zurrmethode ist das Kopflashing, was häufig bei sehr schwerem Ladegut eingesetzt wird. In diesem Fall empfiehlt sich grundsätzlich eine Kombination mehrerer Ladungssicherungsmittel. Die Auswahl dieser sowie einer geeigneten Zurrmethode ist immer abhängig von der Art des Ladegutes.
Eine Trennwand ist im Nutzfahrzeug nicht geeignet, um fliegende Ladung aufzufangen!
Trennwände nach DIN ISO 27965 können Druckbelastungen bis zu einer Belastung von 0,5 • Nutzlast standhalten und daher auch als formschlüssiges Ladungssicherungselement dienen. Somit stellt eine Trennwand im Nutzfahrzeug zwar bereits eine wichtige Basis dar, sie allein bietet jedoch noch keinen ausreichenden Schutz vor ungesicherter Ladung.
Ungesicherte Gegenstände werden im Falle eines Crashs zum gefährlichen Geschoss und können bei höheren Geschwindigkeiten häufig auch nicht mehr von einer Trennwand aufgehalten bzw. abgefangen werden. Eine aktive Ladungssicherung durch Verzurren o. ä. ist daher unverzichtbar.
Beispiele bei einem Unfall mit 50 km/h ohne Ladungssicherungssystem:
Bei einem Aufprall mit 50 km/h entstehen Verzögerungswerte in Höhe von etwa 20-27 g.
- Schraubenzieher 200 g -> 4 kg
- Werkzeugkiste 30 kg -> 600 kg
Vorteile einer professionellen Ladungssicherung
Mal abgesehen von den ganzen gesetzlichen Vorschriften bringt eine professionelle Ladungssicherung auch deutliche Vorteile im Handwerkeralltag mit sich:
spart Kosten
Eine ausreichend gesicherte Ladung bedeutet nicht nur Schutz für die Insassen, auch das Transportgut wird so geschont und geschützt. Materialkosten, die durch beschädigtes Material aufgrund mangelhafter Sicherung entstehen, werden so minimiert.
spart Zeit
Eine professionelle Ladungssicherung gibt dem Fahrer nicht nur ein sicheres Gefühl, sie erspart dem Verlader auch etwa 20 Prozent der Zeit, die er vorher allein mit der komplizierten Sicherung der Güter verbracht hat. Das können am Tag bis zu 1,5 Stunden sein.
Und nicht nur das: auch die Unfallquote sinkt!
So setzt sich der Kreislauf in der Minimierung der Versicherungsbeiträge und Senkung von unfallbedingten Ausfällen fort. Eine professionelle Ladungssicherung senkt also Arbeitsstunden, Betriebsunfälle, Kosten und trägt gleichzeitig zu einer besseren Wirtschaftlichkeit des Handwerksunternehmens bei. Flottenmanager und Betriebsleiter sind hier in der Verantwortung, ihre Mitarbeiter durch verantwortungsbewusstes Handeln zum Umdenken zu bewegen, um so die Straßen nachhaltig sicherer zu machen.
In unserem Ladungssicherungsflyer haben wir Ihnen die wichtigsten Informationen noch einmal ausführlich zusammengetragen. Sollten Sie bereits einen Account auf mySortimo.de haben, steht Ihnen der Flyer nach dem Login auf Ihrer persönlichen Account Startseite kostenfrei zum Download zur Verfügung.
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Hier erfahren Sie alles rund um das Ladungssicherungssystem ProSafe:
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